Im Englischunterricht ist bei kaufmännischen Schülerinnen und Schülern regelmäßig die Planung einer Geschäftsreise ins Ausland und bei Köchen die englische bzw. irische Küche Gegenstand des Unterrichts. Von den Schülerinnen und Schülern werden hierzu während des Unterrichts auch regelmäßig vielfältige Präsentationen erarbeitet. Im letzten Schulhalbjahr war die Planung einer Reise zu einem Kongress in Dublin Unterrichtsinhalt. Hier muss wohl ein Interesse bei Schülerinnen und Schülern geweckt worden sein, tatsächlich nach Irland zu reisen, um das Land, die Leute, die Kultur und einfach alles, nicht nur nach Lehrbuch oder über das Internet, sondern auch real, zu erkunden.
Am 26. Januar flogen daher ein Lehrer der Staatlichen Berufsschule mit Schülerinnen und Schülern aus dem Bereich Wirtschaft und Verwaltung und dem Fachbereich Ernährung und Hauswirtschaft im Rahmen einer 5-tägigen Studienfahrt nach Dublin.
Donnerstagmittag, nach dem Unterricht, machte sich die Gruppe auf den Weg zum Kasseler Hauptbahnhof, von dem aus die Reise zunächst zum Frankfurter Hauptbahnhof führte. Mit der S-Bahn ging es dann direkt zum größten deutschen Flughafen und von dort aus weiter mit der fahrerlosen „SkyLine“ Richtung Terminal 2. Nach Aufgabe des Gepäcks, Wartezeit und diversen Kontrollen, wurden dann alle Passagiere mit einem Shuttle-Bus zum Flugzeug gefahren und freundlich vom Bordpersonal begrüßt. Gegen 22:30 Uhr kamen alle nach dem zweistündigen Flug in Dublin an und erreichten – nach einer kurzen Busfahrt sowie einigen Minuten Fußmarsch – das Hostel, eine ehemalige Internatsschule mit einem einzigartigen Flair.
Eingangsbereich des Hostels
Der Freitag begann um 08:00 Uhr morgens mit einem gemeinsamen Frühstück im Frühstücksraum des Hostels – der ehemaligen Kirche der Internatsschule.
Der Speisesaal des Hostels von außen und von innen
Nach einer Auswahl an Toastbrot, Marmelade und Cornflakes startete die Gruppe relativ ausgeschlafen und gestärkt in den Tag, um das Zentrum Dublins zu erkunden. 20 Minuten Fußweg galt es zurückzulegen, um in die Stadtmitte zu kommen. Dabei standen u. a. kulinarische Besonderheiten wie „Scones“ (Gebäck – so ähnlich wie Milchbrötchen), Sandwiches oder original englische Würstchen („Sausages“) auf dem Lehrplan. Auch „Fish and Chips“ zum Mittag durften nicht fehlen.
Im Sandwich-Paradies …
… und Fish and Chips
Anschließend wurden das zentral gelegene „General Post Office – GPO“, das im irischen Unabhängigkeitsstreben 1916 – also vor fast genau 100 Jahren – eine besondere Rolle spielte, sowie die dazugehörige Ausstellung „GPO Witness History“ erkundet. Das GPO und die Ausstellung riefen Erinnerungen an den Film „Michael Collins“, der früher bereits einmal Gegenstand des Unterrichts war, hervor. Vom GPO sind es über die „Ha’penny Bridge“ nur ein paar Schritte in das berühmte Stadtviertel „Temple Bar“, in dem sich Pub an Pub reiht.
The Temple Bar in Temple Bar
Von hier aus ging es weiter zum 1562 gegründeten „Trinity College“. In Rankings wird das Trinity College konstant als beste Universität Irlands, eine der führenden Universitäten Europas und in den Top 100 weltweit eingestuft. Der im Stadtzentrum gelegene historische Campus gilt als einer der schönsten der Welt und zieht viele Besucher an, die die alte Bibliothek und das „Book of Kells“, das berühmteste mittelalterliche Manuskript der Welt, sehen wollen.
Blick in die Bibliothek des Trinity College
Das war natürlich auch ein beeindruckender Programmpunkt. Nach einem kurzen Spaziergang durch das „St. Stephen‘s Green Shopping Center“ und den gleichnamigen Park ging es langsam zurück zum Hostel, wo der Tag dann gemütlich ausklingen konnte.
St. Stephen‘s Green Shopping Center …
… ob Ähnlichkeiten mit dem Kilmainham Gaol rein zufällig oder beabsichtigt sind?
Der Samstag begann – wie zuvor – mit dem gemeinsamen Frühstück im Speisesaal und anschließendem Fußmarsch ins Stadtzentrum. Nach kurzer Fahrstrecke mit der Straßenbahn („Luas“) ging es wieder zu Fuß weiter zum ehemaligen Gefängnis „Kilmainham Gaol“ – einem sehr schönen, alten Gebäude mit spannender Geschichte und atemberaubender Architektur. Auch das Kilmainham Gaol spielte in der Geschichte Irlands eine bedeutende Rolle, da viele irische Rebellenführer und Politiker hier inhaftiert waren und mehrere von ihnen hier hingerichtet wurden; der letzte Gefangene hier war Eamon de Valera – er war seit der Gründung des Irischen Freistaats u. a. Ministerpräsident und schließlich Staatsoberhaupt der Republik Irland. Nach der Unabhängigkeit Irlands wurde das Gefängnis geschlossen und verfiel zunehmend. Später besann man sich der historischen Bedeutung und restaurierte das Gefängnis, um ein Museum bzw. eine nationale Gedenkstätte daraus zu machen. Was für ein Glück: Das Internetbuchungsportal zeigte bereits viele Tage vorher alle Besichtigungstouren als ausgebucht an und dennoch bestand die Möglichkeit, an einer Besichtigungstour teilzunehmen!
Das Kilmainham Gaol …
… diente auch schon häufiger als Film- und Videokulisse
Wiederum zu Fuß ging es dann weiter zum „Guinness Storehouse“, wo die Entstehungsgeschichte des bekannten Bieres zu erfahren und zu erleben ist. Auf sieben Etagen gibt es interessante Informationen: Beginnend mit dem von Arthur Guinness über 9000 (in Worten: neuntausend) Jahre abgeschlossen Pachtvertrag für das Gelände, auf dem sich die Guinness-Brauerei befindet, über die Herstellung des berühmten Bieres, die fast weltweite Logistik, die bekanntesten Werbemaßnahmen bis hin zur letzten Etage, die einen atemberaubenden Ausblick aus der „Gravity Bar“, einer Bar mit 360° Ausblick, über die Skyline von Dublin ermöglicht – und natürlich einem perfekt gezapften Pint der schwarzen Flüssigkeit.
Guinness shouldn’t travel … definitely.
Am frühen Abend ging es zurück in Richtung Stadt, wo der Abend mit einem gemeinsamen Essen – teilweise auch mit traditionellen irischen Gerichten – abgeschlossen wurde.
Bangers and mash
Am Sonntag stand zunächst Ausschlafen im Programm: eine halbe Stunde länger als an den Tagen vorher. Nach dem Frühstück ging es erneut in die Stadt, und zwar zu einer „Hop-On, Hop-Off“ Stadtrundfahrt mit einem Doppeldeckerbus. Hier bestand die Möglichkeit, an den jeweiligen Haltepunkten auszusteigen und die Tour zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen. An einem Haltepunkt wurde die „National Gallery of Ireland“, ein Kunstmuseum mit Bildern bekannter Künstler (z. B. Monet, Picasso, Van Gogh oder Nolde) besichtigt. Ein weiter Stopp führte zum „Dublin Castle“ und einer Pause für ein Mittagessen.
Innenhof des Dublin Castle
Durch das etwas kühle und regnerische Wetter verschlug es die Schülerinnen und Schüler anschließend in die Pubs im Stadtviertel Temple Bar, die durch das „Tradfest“, das zufälligerweise an diesem Wochenende stattfand, gut besucht waren. So konnten hier noch vielfältige Stilrichtungen traditioneller und zeitgenössischer irischer Musik kennengelernt werden.
Pub in Temple Bar
Früher als an den Tagen zuvor endete dieser Tag in der Stadt, denn die kommende Nachtruhe sollte schon morgens um 04:00 Uhr enden, um pünktlich am Flughafen zu sein. Der Shuttle-Bus fuhr schließlich auch fast pünktlich vor, um müde Menschen zum Flughafen zu befördern. Nach der Gepäckaufgabe und dem Einchecken musste noch eine Stunde Wartezeit überbrückt werden. Nach einer weiteren halben Stunde Verzögerung erfolgte dann auch die Starterlaubnis und der Rückflug konnte bei Sonnenaufgang nach Frankfurt erfolgen, diesmal mit freundlicher Verabschiedung durch das Bordpersonal. Ohne Verzögerung war die Zugfahrt zurück nach Kassel. Ankunft Kassel Hauptbahnhof gegen 16:00 Uhr.
Alles in allem war es eine spannende, auf- und anregende Reise mit vielen Eindrücken und neuen Erfahrungen, die weit über den täglichen Schulalltag hinaus authentische und nachhaltige Erlebnisse vermittelt hat: Zwei Teilnehmer an dieser Studienreise haben mittlerweile eine weitere Reise nach Irland gebucht. Eine Schülerin wünscht, „dass solche Angebote auch weiterhin stattfinden“. Offenbar untrügliche Anzeichen, dass es gut war.
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