Von der Ausbildungsabteilung Wirtschaft und Verwaltung unseres Kooperationspartners Berufsbildungswerk Nordhessen, Standort Kassel, wurde eine Besichtigung des Volkswagenwerks in Baunatal angeregt. Allen Auszubildenden der kaufmännischen Ausbildungsberufe aller drei Ausbildungsjahrgänge sollte hierdurch die Möglichkeit eröffnet werden einen Einblick in die Arbeitswelt zu erlangen.
Im Rahmen der Zusammenarbeit von Ausbildung und Schule wurde diese Besichtigung gemeinsam vorbereitet, durchgeführt und nachbereitet. In einem ersten Schritt sollten sich die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld der Werksbesichtigung im Rahmen einer Internetrecherche über den gesamten Volkswagenkonzern und besonders auch über das Volkswagenwerk in Baunatal informieren und hierüber einen einseitigen Bericht erstellen. Nach erfolgter Werksbesichtigung sollten die Schülerinnen und Schüler dann in einem zweiten Schritt einen Bericht über die Werksbesichtigung verfassen. Ein von einem Schüler unserer Schule erstellter Bericht wird hier vorgestellt:
Eine erste Annäherung – Internetrecherche
Das Volkswagenwerk Kassel in Baunatal ist mit rund 16.500 Mitarbeitern nach dem Stammwerk Wolfsburg die zweitgrößte Produktionsstätte der Volkswagen AG in Deutschland. Das Werk fertigt keine Fahrzeuge, sondern liefert Komponenten (insbesondere Getriebe und Abgasanlagen) an andere Werke des Konzerns. Zusätzlich sind die Aufbereitung von Austauschaggregaten und das Original Teile Center in Kassel bzw. Baunatal angesiedelt. Die Produktionshallen und der davor befindliche Nordrandbau sind in etwa 1.400 m lang. Die einzelnen Hallen sind bis zu 570 m breit. In den einzelnen Hallen befinden sich folgende Abteilungen:
Halle 1 – Getriebebau, Härterei, Werkzeugbau
Halle 2 – Besuchsdienst, Karosseriebau, Presswerk, Formhärten, Abgasanlagenfertigung
Halle 3 – Getriebebau, Härterei, Getriebekomponenten, Entwicklung
Halle 4 – Schmiede, Getriebebau, Härterei, Volkswagen Group Akademie, Lehrwerkstatt, Pilothalle (Vorseriengetriebefertigung)
Halle 5 – Gießerei
Auf dem gesamten Werkgelände gilt Fotografier- und Filmverbot und es ist zu empfehlen während der Besichtigung stabiles Schuhwerk zu tragen.
Die Werksbesichtigung
Der Ausflug begann damit, dass wir, die Auszubildenden, uns in der Eingangshalle des Berufsbildungswerks trafen und dann zusammen mit den Ausbildern und zwei Berufsschullehrern in Richtung der Haltestelle „Holländischer Platz“ gingen. Von dort fuhren wir mit der nächsten Straßenbahn der Linie 5 Richtung Baunatal und stiegen an der Haltestelle „VW-Werk“ aus. Danach sind wir gemeinsam etwa 15 Minuten in Richtung VW-Werk gelaufen. Kurz bevor wir am Haupttor des VW-Werks ankamen, startete ein ordentlicher Regenschauer, sodass wir ziemlich froh waren, dass die Führung endlich um 09:00 Uhr begann.
Die Führung durch das VW-Werk startete, indem sich unsere Betreuer, die Zwillingsbrüder sind, uns vorstellten. Sie erzählten, dass sie zunächst eine Ausbildung im VW-Werk abgeschlossen hatten und sich nach einer kurzen Zeit in der Produktion des VW-Werks dazu entschlossen haben, zu studieren. Damit machten sie zugleich auf die flexiblen Arbeitsbedingungen aufmerksam: Man kann eine Auszeit nehmen bzw. an einer Weiterbildungsmaßnahme, wie z. B. einem Studium, teilnehmen und später, ohne zunächst Gehaltsabschläge befürchten zu müssen, weiter arbeiten. Zudem ist es möglich, auch in anderen Werken des Konzerns zu arbeiten. Dann machten uns die Betreuer auf VW als für uns möglichen zukünftigen Arbeitgeber aufmerksam. Allerdings stimmte die Tatsache, dass in diesem Jahr trotz der stattlichen Zahl von 771 Auszubildenden kein neuer Auszubildender in unserem Beruf eingestellt wird, die meisten vermutlich nicht unbedingt optimistisch. Bevor die Betreuer zu den technischen Details der produzierten Komponenten des Werks und der verschiedene Produktionsstätten kamen, erwähnten unsere Betreuer noch die enorme Bedeutung des VW-Werks: 6 % aller Menschen in Nordhessen sind von diesem Produktionsstandort abhängig. Zudem erzählten sie, dass das Werk eine eigene Feuerwehr, ein eigenes Kraftwerk und neben dem Original Teile Center eine Abteilung für erneuerbare Antriebe hat, womit das Werk einer der größten Komponentenbauer für Automobile der Welt sein dürfte.
Bevor die eigentliche Werkbesichtigung begann, wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt; jeweils einer der Brüder führte eine Gruppe. Die gesamte Besichtigung fand in den Hallen 2 und 3 statt. In meiner Gruppe zeigte unserer Betreuer zunächst ein Karosseriegerüst eines Autos in Halle 2. Dort zeigte er uns die Vorteile einer Warmumformung, die zu einem härteren Stahl führt, der bei einem Unfall mehr Sicherheit bietet.
Hiernach sahen wir einen Roboter beim Getriebebau, der die unterschiedlichen Teile für die verschiedenen Getriebe anhand von Farbmarkierungen erkennt. Dann liefen wir in den Trainingsbereich zwischen Halle 2 und Halle 3, in dem die Produktion manuell simuliert werden kann, um die Effizienz einzelner Produktionsschritte zu optimieren bzw. um Erfahrungen sammeln zu können. Danach sind wir in die Halle 3 gegangen und haben die verschiedenen Arbeitsschritte in der Getriebeproduktion angesehen. Dabei wurde deutlich, wie kleinschrittig in der Produktion gearbeitet wird und dass bei den einzelnen Arbeitsstationen nach jeweils zwei Stunden gewechselt wird, damit keinem Arbeiter langweilig wird und keiner gesundheitliche Probleme durch monotone Arbeit bekommt.
Zum Schluss haben wir uns mit der weiteren Gruppe in der Kantine getroffen und uns gemeinsam dem erfolgreichsten „Volkswagen-Originalteil“ zugewandt, der Volkswagen-Currywurst (gemäß Eigenbezeichnung „Currybockwurst“).
Ja, sie ist überaus lecker und hat zu Recht Kultstatus.
Nach dem Essen sind wir gegen 12:00 Uhr wieder gemeinsam zurück zur Haltestelle „VW-Werk“ gelaufen und von da aus mit der Linie 5 in Richtung Berufsbildungswerk gefahren. Diejenigen, für die es vorteilhaft war, durften bereits früher aussteigen.
Am Montag hieß es dann in der Berufsschule: Schreiben Sie bitte einen 2-seitigen Report über den Ausflug in das VW-Werk.
Die von allen Schülerinnen und Schülern erstellten Berichte sind schließlich noch in einem Projektbericht zusammengefasst worden – eine schöne Erinnerung an die vielen interessanten Erfahrungen, Eindrücke und neuen Kenntnisse, die wir hier gewonnen haben.
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