„Immer mehr Arbeitgeber erkennen das Fachkräftepotenzial von Menschen mit Behinderung“ – Vier Unternehmen mit Inklusionspreis der Wirtschaft ausgezeichnet
Zum fünften Mal hat das UnternehmensForum im Februar 2017 den „Inklusionspreis der Wirtschaft“ vergeben. Unterstützt wird der Preis von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der Bundesagentur für Arbeit sowie von der Charta der Vielfalt. Gemeinsam wollen sie mit den guten Beispielen der Preisträger darauf aufmerksam machen, wie die Potenziale von Menschen mit Behinderung genutzt werden können. Denn Menschen mit einer schweren Behinderung haben es sehr schwer, eine Stelle bzw. einen regulären Ausbildungsplatz zu finden. Noch nicht einmal die Hälfte der jungen Menschen mit Behinderung hat einen. Der Preis zeichnet Unternehmen aus, die sich in der Einstellung, Ausbildung und (Weiter-)Beschäftigung von Menschen mit Behinderung sowie der Erhaltung ihrer Beschäftigungsfähigkeit hervorgetan und mit Aktionen, die sie 2015/2016 durchgeführt haben, für den Inklusionspreis beworben haben.
Das UnternehmensForum
Der Initiator des Preises, das UnternehmensForum, ist ein Zusammenschluss von Konzernen und mittelständischen Firmen, die sich für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Unternehmen stark machen. Initiiert wurde es 2002 mit dem Ziel, die Interessen von Arbeitgebern und Menschen mit Behinderung erfolgreich zusammenzubringen und Arbeitgeber für die nachhaltige Beschäftigung von Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren. Die Initiative versteht sich als bundesweite Plattform, die es Unternehmerinnen und Unternehmern ermöglichen will, untereinander Erfahrungen auszutauschen, ihre guten Beispiele vorzustellen und voneinander zu lernen. Auch entwickelt sie konkrete Anregungen für die Ein- und Wiedereingliederung von Menschen mit Behinderung in die Wirtschaft, denn oft fehlt es Arbeitgebern an Ideen, wie sie Menschen mit Behinderung nachhaltig in ihr Unternehmen integrieren können oder wie sich ein erfolgreiches betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) gestaltet, wenn Beschäftigte längere Zeit ihrer Arbeit nicht nachgehen konnten. Den Inklusionspreis vergab das UnternehmensForum 2012 zum ersten Mal. „Immer mehr Arbeitgeber erkennen das Fachkräftepotenzial von Menschen mit Behinderung. Oftmals fehlt aber das Wissen, wie die Einstellung und Beschäftigung wirklich gelingt. Der Inklusionspreis will dieses Wissen vermitteln, indem er gelungene Beispiele in der Beschäftigung von Menschen mit Handicap hervorhebt.“, so Olaf Guttzeit, Vorstandsvorsitzender des UnternehmensForums.
Die Preisverleihung
Die „gelungenen Beispiele“ wurden am 16.2.2017 im Rahmen einer feierlichen Zeremonie im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin in Anwesenheit von rund 300 Gästen prämiert. Eine unabhängige Experten-Jury aus Wirtschaft, Politik und Behindertenorganisationen hatte die Bewerbungen in den Kategorien Große Unternehmen, Kleine Unternehmen, Konzerne und nicht beschäftigungspflichtige Unternehmen bewertet und vier Preisträger ermittelt. Die Schirmherrschaft übernahm Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Laudatorin und Jurymitglied Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, hob bei der Preisverleihung hervor: „Inklusion heißt, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen. Es heißt auch, Menschen im Unternehmen zu halten, die aufgrund von Krankheiten und Behinderungen ihre ursprüngliche Tätigkeit nicht mehr ausüben können. Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderungen als Potenzial für ihren Betrieb sehen, verbinden wirtschaftliches Handeln und soziale Verantwortung erfolgreich miteinander“.
Die Preisträger: Audi und SRH Wald-Klinikum Gera
Zu den Preisträgern gehört in der Kategorie „Konzern“ der Automobilhersteller AUDI, der „einen besonderen Fokus auf die Weiterbeschäftigung von Menschen mit Leistungswandlung“ und „Wert auf die Schulung von Führungskräften und die Förderung von Faktoren wie Wertschätzung und Kommunikation“ legt, um Inklusion nachhaltig zu verankern. Eine transparente Informationsstruktur und Inklusionsvereinbarungen runden die Strategie des Unternehmens ab. Das SRH Wald-Klinikum Gera, Preisträger der Kategorie „Großes Unternehmen“, hat gewonnen, weil es „demografiefeste Personalstrategien entwickelt, um Mitarbeitende mit gesundheitlichen Einschränkungen langfristig weiterbeschäftigen zu können“ sowie ein Frühwarnsystem und präventive Gesundheitsangebote, die die Fluktuation und das Risiko gesundheitsbedingter Erwerbsunfähigkeit bei Pflegekräften gering halten. Außerdem verzichtet es komplett auf Outsourcing, um Mitarbeitenden mit geistiger oder körperlicher Behinderung eine langfristige Beschäftigung zu ermöglichen.
Bohrma Maschinenbau und Stilfabrik*
Der Bohrsystemehersteller BOHRMA Maschinenbau aus Fulda ist Gewinner in der Kategorie „Kleines Unternehmen“: Mit Unterstützung des regionalen Netzwerkes Perspektiva beschäftigt er fünf Menschen mit Schwerbehinderung, was bei der Unternehmensgröße eine Beschäftigtenquote von 15,2 Prozent ausmacht. Die Mitarbeiter mit Lernbehinderung und geistiger Behinderung werden intensiv eingearbeitet und fähigkeitenorientiert eingesetzt.
In der Kategorie „Nicht beschäftigungspflichtiges Unternehmen“ hat sich die Tischlerei Stilfabrik* aus dem nordrhein-westfälischen Neuss hervorgetan. Auf der Suche nach einer Fachkraft für eine Tätigkeit, die durch monotone Arbeitsschritte geprägt ist, aber hochqualifizierte Leistung erfordert, hat sich ein Mann mit Asperger-Syndrom bewährt. Der Mitarbeiter betreibt trotz oder gerade aufgrund seiner Beeinträchtigung den Job, für den sich zahlreiche andere Bewerber als ungeeignet zeigten, mit der nötigen Ruhe, Zuverlässigkeit und Perfektion und hat damit einen genau auf ihn zugeschnittenen Arbeitsplatz gefunden. Die guten Erfahrungen mit der Fachkraft wiederum haben dazu beigetragen, dass Inklusion heute fest in der Unternehmensphilosophie der Stilfabrik* verankert ist.
„Unternehmen leben von den Stärken ihrer Mitarbeitenden. Dass Menschen mit Behinderungen hier ein besonderes Potenzial darstellen, beweisen die Gewinner des Inklusionspreis der Wirtschaft 2016 deutlich“, freut sich Olaf Guttzeit mit den Preisträgern. Und er hofft gemeinsam mit den anderen Initiatoren darauf, dass die guten Beispiele auch andere Arbeitgeber zu mehr Inklusion ermutigen.
Die Übernahme des vorstehenden Artikels erfolgt mit freundlicher Zustimmung der Online-Redaktion von Bildung + Innovation des Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF)/Informationszentrum Bildung/Geschäftsstelle Deutscher Bildungsserver, für die wir uns an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.
Quellenangabe
Schraml, Petra: Immer mehr Arbeitgeber erkennen das Fachkräftepotenzial von Menschen mit Behinderung – Vier Unternehmen mit Inklusionspreis der Wirtschaft ausgezeichnet. In: Bildung + Innovation
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